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privat
Annelies Englert und Tobias Lübbert

Tobias Lübbert, linksjugend ['solid] Teltow-Fläming

Jung trifft Alt – Eine Zeitreise der besonderen Art

Annelies Englert ist Mitglied der LINKEN, Verfolgte des Naziregimes (VVN-BdA) und mit ihren 98 Jahren eine erstaunliche Frau.

Ich (Tobias Lübbert, 27) hatte das Glück, Annelies kennenlernen zu können und dabei einiges über ihr bewegtes Leben erfahren. Vieles davon macht einen sprachlos, wütend und nachdenklich.

Annelies ist am 4.10.1923 in Wallroda geboren. Ihre Eltern waren seit Bestehen in der KPD und damit, spätestens, seit der Machtergreifung der Nazis in Deutschland unerwünscht und verfolgt. Annelies und ihre Eltern wurden mehrfach verhaftet, lebten im Exil in Tschechien oder mussten, wie ihr Vater, das gesamte Grauen der Naziherrschaft spüren. Zuchthaus, KZ und Ermordung im Jahr 1944.

Annelies aber verlor den Lebenswillen nicht. Sie heiratete um einen neuen Namen zu erhalten, ließ sich nach dem Krieg scheiden und fand später ihre große Liebe in Louis Englert (ebenso wie ihr Vater im KZ Esterwegen gewesen) aus Heiligenstadt. Gemeinsam mit ihm zog sie schließlich in den 1950ern nach Ludwigsfelde. Der Rest ist Geschichte.

Oder doch nicht? Wir können natürlich froh sein, dass unsere heutigen Probleme sich auf Stoffmasken, Plastikflaschen und Gehaltsfragen beziehen und nicht auf industriellen Massenmord, Deportationen und Endlösungsfragen.

Ich sagte ja bereits, Annelies lässt einen ins Grübeln kommen. Nachdenken über die damalige Zeit und die heutige. Nachdenken über die Frau, eine der Letzten, die die Schrecken, deren Opfern wir am 27. Januar alljährlich gedenken, hautnah erlebt hat.

Annelies hat Menschen wie Hitler, seine Schergen, aber auch Hans und Sophie Scholl (zeitlich) miterlebt. Jene Sophie Scholl mit der sich heutige »Querdenker« vergleichen. Aus meiner Sicht ein absoluter Hohn ihres Andenkens. Während damals NSDAP und SS die Ängste der Menschen ausnutzten und eine weltweite Katastrophe anzettelten, sind es heute die AfD, PEGIDA, NSU 2.0 oder Querdenker*innen, die Ängste und Furcht in der Gesellschaft nutzen wollen und gezielt schüren mit Falschinformationen, absurden Vergleichen (Sophie Scholl, Judenstern für Ungeimpfte und viele mehr) oder einfach purem Hass.

Als Gesellschaft, vor allem aber als Linke dürfen wir es nicht hinnehmen und niemals unwidersprochen lassen, wenn sich die Geister der 1930er und 1940er Jahre wieder ihren Weg bahnen. Mit Coronamaßnahmen, dem Kapitalismus, Klimamaßnahmen oder ähnlichem muss man nicht immer zufrieden sein. Aber deswegen mit Faschist*innen zu spazieren, von Diktaturen zu reden oder sonstigen rechten Unsinn zu verbreiten, bringt uns alle nicht weiter.

Vor allem aber werden solche unsinnigen Irrwege weder Annelies noch den Millionen anderen Menschen gerecht, die schon einmal unter Verfolgung, Hass und echter Diktatur leben mussten.

Lasst uns also unsere Kräfte bündeln, für eine Zukunft ohne Naziherrschaft, für eine Zukunft in der jede*r Leben und Lieben kann wie man es möchte und für die nächsten Generationen.